Vincent Voss packt aus (des Vincents wahres Gesicht)


Och, der Helene-Fischer-Vergleich mal wieder, ich habe es geahnt. Na klar sind die Leute neidisch auf mein Aussehen, aber da steckt harte Arbeit hinter.

Vincent Voss | Foto: Nordlicht Fotografie
Foto: Nordlicht Fotografie

Vincent Voss verspürte schon immer eine ausgesprochene Liebe zur Musik. Deutlich wurde das bei einem Konzert der Band Kettensägen-Massaker aus dem benachbarten und verruchten Nachbarort Kaltenkirchen. Ihr Sänger war krank geworden (haha) und sie stellten ein open Mic auf die Bühne. Nach dem x-ten Dosenbier getraute sich Vincent Voss und improvisierte das Lied ‚Sonntagsbraten‘ sowie auch die restlichen Lieder dieses Abends.
Leider kann sich Vincent Voss daran nicht erinnern, aber so wurde es ihm berichtet und auch spätere Anfragen, ob er nicht als Sänger mit an Bord kommen wollte, bestätigten dies. Und dieses Erlebnis brachte ihn Jimmie Rocks und dem Punk Rock näher [bald zu lesen in ‚Mängelexemplare: Haunted‘]. Hey ho, let´s go! Viel Spaß mit der Geschichte!

Homepage von Vincent Voss

Vincent Voss liest aus Mängelexemplare und andere makabre Geschichten

 

CD: Hallo Vincent. Vielen Dank, dass du dir ein paar Minütchen Zeit für das Interview nimmst.
Na, wie ist es, heute schon getötet?

VV: Nope. Vielleicht bin ich deshalb auch etwas gereizt …

Mit ‚Wasser‘ erscheint dein nunmehr fünfter Roman binnen kürzester Zeit. Willst du ein paar Worte darüber verlieren? So richtig gefährlich klingt der Titel ja auf den ersten Blick nicht …

Mein sechster Roman. Der sechste, verdammt! Ich kann ja wohl erwarten, dass du dich vorbereitet hast, oder? ‚Faulfleisch‘, ‚172,3‘, ‚Töte John Bender!‘, ‚Ich bin böse!‘ und ‚Tödlicher Gruß‘ sind schon fünf, ja. Kann doch nicht so schwer sein, zu zählen, verdammte Scheiße, doh! [//Anmerkung Dupien: Okay Vincent, wenn du die knapp einhundert Seiten ‚Tödlicher Gruß‘ unbedingt als Roman zählen willst …}
Wasser findest du als Titel nicht gefährlich? Hm, vielleicht nicht auf den ersten Blick, aber ich fand Wasser schon immer gefährlich. Gefährlich anziehend, gefährlich runterziehend, geheimnisvoll und immer präsent. Und in dieser Omnipräsenz liegt auch die Gefahr, die Bedrohung, die Wasser als Geschichte ausmacht, hoffe ich. Obwohl man nicht nur dem Wasser nicht trauen sollte, auch Erwachsene sollte man meiden. Gewissermaßen ging es mir in meiner Jugend ähnlich mit Erwachsenen und Wasser.

Der Name ‚Vincent Voss‘ ist derzeit nahezu allgegenwärtig in der deutschen Horroszene. Die Leser wollen immer mehr ‚VV‘, vor allem auch deine Kurzgeschichten. Ich sehe dich ein bisschen als Helene Fischer des Horrors. Gefällt dir der Vergleich?

Och, der Helene-Fischer-Vergleich mal wieder, ich habe es geahnt. Na klar sind die Leute neidisch auf mein Aussehen, aber da steckt harte Arbeit hinter. Und jeder, der mich nicht nur auf mein Aussehen reduziert, sondern sich meine Arbeiten anschaut und durchliest, wird feststellen, dass Helene Fischer und ich uns sehr nahestehen. Textintelligent, fleißig, überraschend. Ich mag Helene Fischer, auch wenn ich ihre Musik nicht gerne höre. *GRINS*

Auch für die Mängelexemplare bist du beileibe kein Unbekannter, deine Story ‚Die Geschichte von Jimmie Rocks letztem Album‘ ist bereits dein dritter Auftritt in der Reihe. Was reizt dich daran, immer wieder dabei zu sein?

Bis vor kurzem mochte ich die Mängelexemplare noch. Der Herausgeber [//Anmerkung Dupien: Ich bin das!] schien ein empathischer und professioneller Mensch zu sein … Hm, ich muss nachdenken. Ob ich heute schon getötet habe? Nein, warte, das war es nicht. Die Mängelexemplare, genau. Nein, ich mag die Mängelexemplare außerordentlich gerne und ich würde meinen, sie haben sich ganz schön entwickelt. Zum einen reizt mich das, also an der Entwicklung teilzuhaben, zum anderen, finde ich, gehen du, der Verlag und alle daran Beteiligten ziemlich professionell und leidenschaftlich vor und auch das Konzept mag ich.

Vincent Voss bei einer Lesung.
Vincent Voss bei einer Lesung – leider liest er nicht aus den Mängelexemplaren …

Du hast mir einmal verraten, dass du sogar Kurzgeschichten plottest. Wie sieht deine typische Herangehensweise und Umsetzung eines Projektes aus?

Melken. So nenne ich die Arbeit, wenn man nach einer Idee sucht oder suchen muss. Dann, wenn sich das ‚Was‘ gefunden hat, kommt das Plotten. In diesem Prozess nähere ich mich auch einer ungefähren Seitenzahl, sprich ich kann einschätzen, zu was die Idee taugt. Dann schreibe ich, gerne mit einer Deadline, dann überarbeite ich kurz und zum Schluss wird dann gemeinsam überarbeitet und bis zur Veröffentlichung gewartet.

Mit ‚Tödlicher Gruß‘ hast du jüngst einen waschechten Thriller veröffentlicht (den ich an anderer Stelle auch kurz besprochen habe), dein zweiter Ausflug in das Genre der Kriminalliteratur. Wird es bald mehr aus diesem Genre von dir zu lesen geben?

Ich hoffe, ja! Momentan sitze ich an einem Thriller, der in den letzten Zügen liegt und es macht gerade verdammt viel Spaß. Mir ist aufgefallen, dass man den Thriller ja auch von der anderen Seite aufziehen kann, will sagen, mein Steckenpferd, das Horror-Genre arbeitet ja so, dass das Unerklärliche, das Übersinnliche nach und nach rational erklärt und in die reale Welt eingebettet werden will. Beim Thriller kann sich gerne das Unerklärliche und Übersinnliche nach und nach einschleichen, es bedarf dann aber einer alltagsweltlichen Lösung. Beides macht Spaß.

Der Aufbau von ‚Tödlicher Gruß‘ ist sehr klassisch und orientiert sich zum Beispiel an dem Aufbau der Bücher von Fitzek. Ist das für dich ein Kompliment oder eher eine Beleidigung?

Ich will Fitzek noch unbedingt lesen, daher weiß ich nicht, ob es ein Kompliment oder eine Beleidigung ist. Ich würde es aber als Kompliment auffassen, denn ich habe in dem Interviewmagazin Galore gerade ein Interview mit ihm gelesen, das ich sehr geistreich fand. Zudem scheint er unglaublich sympathisch rüberzukommen. So wie ich, Helene.

Agenda Voss 2020 – Wo führt deine Reise dich hin?

2020? Puh! Keine Ahnung. Echt nicht. ‚Mängelexemplare 11‘ wollte ich gerne noch mitmachen, weil ich diese Zahl so mag – übrigens schon weit vor dem 11.09. Und ich habe seit einem Jahr eine Szene vor Augen, aus der ein Roman werden MUSS. Wenn ich mal wieder Zeit habe, muss ich mich dahingehend mal ordentlich gehirnmelken. Ansonsten lasse ich es auf mich zukommen.

Zum Abschluss eine schwerwiegende Frage: ‚Faulfleisch‘ oder ein Glas ‚Wasser‘?

Schwierige Frage, weil … ich gerade an einer Fortsetzung zu Faulfleisch arbeite. Das heißt, ich fühle mich mit beiden Werken sehr verbunden. Ich würde mal sagen, mit Wasser bin ich sehr seelenverbunden. Ich habe mich beim Schreiben manchmal extrem verletzlich gefühlt, war nah am Wasser gebaut und habe meine Figuren geliebt. Das war das erste Mal bisher, dass mir so etwas passiert ist. Also, ganz viel Horror mit Gefühl.
Die Fortsetzung von Faulfleisch ist eher Evil-Vincent, der zum ersten Mal die Welt in Schutt und Asche legt. Ein Szenario, dass ich bisher immer gemieden habe, weil ich mich davor geängstigt habe. Kein Spruch, ich finde Action zu beschreiben ist eine unheimliche Kunst. Und das trainiere ich gerade. Die Erde kaputt kloppen. Trainieren offenbar gerade ganz viele, leider nur in echt …

Vielen Dank, dass ich lebend aus diesem Gespräch herausgekommen bin. Auf Bald!


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